Über Musik wird wenig geschrieben, das für Nichtmusiker verständlich ist. Fast so, als hätten die an den Hintergründen kein Interesse oder könnten sie sowieso nicht verstehen. Beides glaube ich nicht.
Ich unternehme auf diesen Seiten den Versuch, einige Grundlagen und Konzepte der Popmusik allgemeinverständlich darzulegen, soweit sie mir selbst bekannt sind. „Popmusik“ meint dabei die gesamte populäre Musik einschließlich ihrer verschiedenen Genres wie Metal, EDM usw. Das Ganze ist für den neugierigen Konsumenten gedacht, vielleicht entfernt vergleichbar mit einem Making-of zu einem Spielfilm. Nebenher werden einige Grundbegriffe vermittelt, so dass auch weiterführende Texte zumindest in Ansätzen verständlich werden. So ist z.B. die Wikipedia eine ergiebige Quelle zu musikalischen Themen, sofern denn gewisse elementare Kenntnisse vorhanden sind.
Am Anfang werden Experimente zur Harmonie stehen, die jede Art von Musik betreffen. Danach überwiegen Pop-spezifische Themen wie Akkordzyklen und Effekte. Die zehn Teile bauen aufeinander auf und setzen zum Verständnis jeweils die vorangegangenen voraus.
Eins vorweg. Musik erscheint hier aus einer ungewohnten Perspektive. Normalerweise erleben wir sie als Teil des Showbusiness, als bunte und laute Künstlerwelt, bevölkert von tanzenden Boygroups, spielfreudigen Instrumentalisten, charismatischen Frontmännern und kreischenden Groupies. Das alles wird hier ganz weit weg sein. Es geht um das Fundament unter dem Rummel, um Struktur, Funktion, Physik und Mathematik.
Übrigens: Es ist gar nicht so seltsam, sich als Nichtmusiker mit Musik zu befassen. In der Antike und im Mittelalter war es für einen gebildeten Menschen durchaus üblich und angemessen, die Prinzipien der Musik zu kennen, ohne sich selbst als Musikant zu betätigen. Die Theorie von den Tönen und Tonarten galt als eine der sieben freien Künste und stand damit auf einer Stufe mit Lehren wie Logik und Geometrie.
Inhaltlich ist diese Seite nichts Besonderes: ein paar mittellange Erklärungen zur Technik und den Instrumenten, vor allem aber einiges an Musiktheorie, speziell Harmonielehre. Einführungen in diese Bereiche gibt's wie Sand am Meer, auch kostenlos im Web. Ungewöhnlich ist hier aber die Ausrichtung auf den Musikhörer statt den Musikmacher. Das bringt einige Unterschiede mit sich:
1. Die Schwerpunkte. Für Musiker muss das notwendige Wissen im Vordergrund stehen, die Ursachen und Zusammenhänge sind eine nette Zugabe. Für Nichtmusiker ist es umgekehrt, notwendig ist gar nichts, und die Hintergründe sind das Spannende. Das wird umso deutlicher, je mehr solche Kurse auf das Wichtigste reduziert werden, oft bestehen sie dann nämlich nur noch aus handwerklichem Krimskrams zum Auswendiglernen und sind für den Nichtmusiker eher unergiebig und abschreckend. Eine Ausrichtung auf das Interessante ist etwas ganz anderes.
2. Die Veranschaulichung. Viele Zusammenhänge in der Musik lassen sich wunderbar geometrisch darstellen, und eigentlich ist die traditionelle Notenschrift genau das: ein geometrisches System zur Darstellung von Tonhöhen und Abläufen. Vielleicht ist nicht sofort einsichtig, warum man statt dessen auf ein anderes geometrisches System ausweichen sollte. Die Notenschrift ist aber für einen bestimmten Zweck entstanden und optimiert. Sie dient dem Instrumentalisten als Vorlage für sein Spiel. Sie ist auf die unregelmäßige Dur-/Moll-Tonleiter zugeschnitten und dadurch selbst unregelmäßig. Außerdem ist sie stark komprimiert. Sie ist nicht zum Veranschaulichen von Hintergründen gedacht und für diesen Zweck ein Elend. Erklärungen geraten umständlich, erklären zur Hälfte die Darstellung. Naturgesetz und Konvention vermengen sich. Sinn ergibt das nur, wenn die Notenschrift sowieso gelernt werden muss, also für Musiker. Der Nichtmusiker ist mit einem einfacheren, regelmäßigen, weniger komprimierten geometrischen System besser bedient, die Notenschrift kann ihm komplett erspart werden.
Sagt ein Bild mehr als tausend Worte? Oder müssen zum Bild tausend Worte gesagt werden, damit es verständlich wird?
3. Die Beispiele. Ich bin nicht sicher, ob ein angehender Musiker die Musik am liebsten an Klaviersonaten, Chorälen und Volksliedern erklärt haben möchte, aber die Mehrzahl der Nichtmusiker hat da bestimmt andere Präferenzen. Und da es hier explizit um Popmusik geht, ist die Sache sowieso klar: alle 80 Beispiele auf diesen Seiten kommen aus der Popmusik. Es sind aber nicht unbedingt die Top-Hits der letzten drei Jahre. Das wäre schwierig und verbietet sich auch aus Gründen des Aufwands, die Seite müsste ja regelmäßig aktualisiert werden. Die Beispiele sind wild über die Jahrzehnte verteilt. Der jüngere Leser wird wohl nicht jeden Song schon kennen.
4. Das Gehör. Bei Musikern darf man ein musikalisches Gehör voraussetzen. Bei Nichtmusikern ist eher der beste Kompromiss gefragt. Je höher der Anspruch an die Ohren, desto weniger Interessierte können dem Stoff folgen. Je geringer der Anspruch, desto weniger Stoff eignet sich. Irgendeine mittlere Musikalität muss vorausgesetzt werden, mehr aber auch nicht. Die letzten musikalischen Feinheiten, die kaum noch wahrnehmbar sind, gehören nicht hinein. Wo man diese Grenze zieht, ist eine Ermessensfrage. Ich habe es mir einfach gemacht und mich selbst zum Maßstab genommen. Ich bin kein Musiker und habe nur ein mäßig musikalisches Gehör, insofern sollte das ganz gut passen.
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Es ist bei meinem Hintergrund (siehe unten) nicht unwahrscheinlich, dass der Text neben absichtlichen Vereinfachungen auch echte Fehler enthält. Für entsprechende Hinweise bin ich dankbar.
Auch sonstiges Feedback ist willkommen. Natürlich hat die Seite einen gewissen inhaltlichen Rahmen, es geht um Gebräuche. Hier soll kein Kuriositätenkabinett entstehen, d.h. ein Song im 11/4-Takt von einer obskuren lettischen Prog-Band wäre eher kein heißer Tipp.
Die Analysen der Songs (Tonarten, Akkorde u.ä.) habe ich z.T. selbst vorgenommen, z.T. stammen sie von Musikerseiten wie ultimate-guitar.com. Die historischen Abstecher in den Teilen 8 und 9 sind im Wesentlichen Ultrakurzfassungen der jeweiligen Wikipedia-Artikel.
Stockbilder stammen von Vadymburla, Olga Kostenko, Thomas Söllner, Kaycco, 3drenderings.
Ausbildungstechnisch bin ich Informatiker, meine Brötchen verdiene ich mit Softwareentwicklung. Über den Computer bin ich auch zur Musik gekommen. Ich musiziere ausschließlich mit dem Sequencer, ein physisches Instrument beherrsche ich nicht. Das sind keine ganz optimalen Voraussetzungen für dieses Projekt, aber die Sache war zu spannend, um sie bleiben zu lassen.
Was bei meinen eigenen musikalischen Bemühungen so herauskommt, kann man sich z.B. bei YouTube Music anhören. Bisher erschöpft sich der Output in einem Album.